Very Special Member – Charly Neumann
Keiner konnte schöner jubeln, wenn die Knappen gewonnen hatten und kaum einer weinte bitterlicher als er bei den Schalker Abstiegen in den 80er Jahren: Charly Neumann.
1931 in Bochum geboren, trug der Bäcker-Lehrling und Schalke-Fan Karl-Heinz Neumann zunächst Brötchen aus und machte schon dabei seine ersten persönlichen Bekanntschaften mit den Königsblauen. Denn keine geringeren als Ernst Kuzorra und Fritz Szepan zählten zu den Kunden, die er täglich mit dem Fahrrad belieferte.
Seit 1950 Vereinsmitglied, wurde Neumann, nachdem er zuvor schon Jugendleiter gewesen war, 1976 Mannschaftsbetreuer der Profis und damit auch immer mehr Fans bekannt. „Wenn die Kameras auf die Trainerbank gerichtet waren und das rote Lämpchen leuchtete, habe ich Theater gemacht – egal, was auf dem Spielfeld passierte”, erklärte Schlitzohr Charly einmal.
Auch die Aufmerksamkeit der internationalen Presse zog er auf sich. „I am the Maskottchen of Schalke“, antwortete er einmal einem ausländischen Reporter, als dieser nach seiner Funktion bei den Königsblauen fragte.
Es sind vor allem die zahlreichen Anekdoten und Geschichten am Rande, die den gebürtigen Bochumer so sympathisch machten und zum Kult werden ließen. Unvergessen zum Beispiel die Beerdigung von Ernst Kuzorra Anfang Januar 1990.
Mehr als 1000 Menschen waren erschienen, um sich von Kuzorra zu verabschieden. Nur Präsident Günter Eichberg steckte nach seinem abgebrochenen Urlaub auf den Bahamas bei Nassau im Stau fest. Erst drei Stunden nach der Beisetzung traf er in Gelsenkirchen ein. Damit Eichberg doch noch ein Foto von der eigentlichen Beisetzung bekam, organisierte Neumann sie einfach ein zweites Mal.
Mit Eichberg, Gelsenkirchens ehemaligen Oberbürgermeister Kurt Bartlewski und zahlreichen Fotografen und Kamerateams im Schlepptau, wiederholte der königsblaue Kult-Betreuer einfach den Trauerzug. Eichberg legte seinen Kranz nieder und die Journalisten waren froh über eine Story, wie sie wohl nur auf Schalke passieren kann.
Szenen noch einmal nachstellen, das war für Charly damals übrigens nichts Neues: Als die Schalker 1981 auf dem Betzenberg abstiegen, weinte Neumann bitterliche und echte Tränen. Einen Tag später wiederholte er die Szene aber noch einmal für ein Zeitungsfoto – typisch Charly.
Von ihm stammt auch der legendäre Spruch : „In schlechten Zeiten müsst ihr Schalker sein, in guten haben wir genug davon.“
Charly Neumann konnte die Menschen mit seiner Art für den FC Schalke 04 begeistern, sogar welche, die man nicht unbedingt mit Fußball in Verbindung bringen würde. Seinen Bemühungen war es zu verdanken, dass Papst Johannes Paul II, der am 2. Mai 1987 mit 100.000 Menschen im Parkstadion eine Messe feierte, die Ehrenmitgliedschaft des FC Schalke 04 annahm. Mit der Meisterschaft hat es, trotz göttlichem Beistand, zu Neumanns Lebzeiten aber leider nicht geklappt.
Am 11. November 2008 schloss die königsblaue Kult-Persönlichkeit nach mehreren Schlaganfällen für immer die Augen. Nicht nur die Fans des FC Schalke 04, sondern die der gesamten Bundesliga trauerten in den Tagen danach um eine Person, wie es sie im deutschen Fußball wohl kein zweites Mal gab.
„Ich wollte immer zum FC Schalke 04 dazu gehören“, beschrieb Charly einmal eines seiner Lebensziele. Das hat er geschafft. Auch über seinen Tod hinaus. 2009 wählten ihn die Mitglieder in die Ehrenkabine und schon zu Lebzeiten wurde auf dem Schalker Vereinsgelände eine Brücke nach ihm benannt.
Damit bleibt die Schalker-Legende für immer unvergessen.
Der Schalke FanClub UK möchte an diesen tollen Menschen erinnern und allen Schalkern sein Leben und Wirken in Erinnerung rufen.